Am 7. Juni 1968 nahmen Brus, Muehl, Weibel und Wiener zusammen mit weiteren Akteuren an der Veranstaltung Kunst und Revolution im Hörsaal I der Universität Wien teil, die als politischstes Ereignis des Wiener Aktionismus gelten kann. In einer Rede beschimpfte Muehl dort den knapp davor ermordeten Robert Kennedy und dessen Familie und anschließend zog Weibel über den österreichischen Finanzminister Stephan Koren her.
Danach realisierte Muehl extrem tabubrechende körperanalytische Aktionen sexuellen Inhaltes: Mit einem Ledergürtel peitschte er den vermummt mit- wirkenden bekennenden Masochisten Malte Olschewski, der dies sichtlich genoss und währenddessen aus pornographischen Texten vorlas. Schließlich veranstaltete Muehl mit Ak- teuren ein Wetturinieren, das mit simulierten Onanierbewegungen endete. Brus‘ Körperaktionen dieses Abends waren nicht minder radikal: Er entkleidete sich, fügte sich mit einer Rasierklinge einen Schnitt in Brust und Oberschenkel zu, urinierte in seine Hand, trank seinen Urin und übergab sich. Danach stimmte er die Bundeshymne an, defäkierte, beschmier- te seinen Körper mit Kot, erbrach sich wieder und legte sich schließlich auf das Pult des Hörsaales, um zu onanieren.
Aufgrund der Anwesenheit eines Journalisten kam es zu einer reißerischen Berichterstattung über diese Veranstaltung. Das rief einen öffentlichen Skandal hervor, der zur Verhaftung von Brus, Muehl und Wiener führte, die jeweils für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen wurden. Da- nach hatte Muehl, die schließlich über ihn verhängte Strafe abgesessen. Wiener wurde freigesprochen und entlassen, ohne Haftentschädigung zu erhalten. Einzig Brus wurde zu fünf Monaten Haft verurteilt, der er sich durch Flucht nach Berlin entzog. Die Ereignisse um Kunst und Revolution verarbeitete er in seinen beiden Pamphleten Patent Urinoir und Patent Merde.
Günter Brus
Plakat zur Veranstaltung Kunst und Revolution, drei Versionen, 1968
Siebdruck auf Papier
100 x 70 cm
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