Zu Rudolf Schwarzkoglers frühesten Bildwerken aus seiner Zeit als Schüler an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, zählen vor allem Fotografien, die sein Klassenkollege Wilfried Klanjsek-Bratke von ihm schuf. Die von ihm eingenommenen dandyhaften Posen geben das mehrdeutige Bild eines Künstlers wieder, der einerseits sensibel-verträumt mit einer Blume spielt und auf der anderen Seite mit kühlem und emotional distanziertem Blick die Betrachter:innen direkt fokussiert oder an ihnen vorbeischaut.
Auch die wenigen noch erhaltenen Tafelbilder, die während seines Studiums entstanden sind, verfolgen stilistisch keine eindeutige Linie, sondern zeigen Schwarzkogler als einen Suchenden, der sich mit verschiedenen, ihm als wegweisend erscheinenden künstlerischen Aussagen seiner Zeit auseinandersetzte. Dazu zählten vor allem Lucio Fontana, Piero Manzoni und Yves Klein.
1962 verließ er zum ersten Mal die Bildfläche, als er einen von ihm selbstgeschnitzten Holzkruzifix mit weißer und blauer Farbe überschüttete. Diese Arbeit entstand kurz nachdem Hermann Nitsch seine 1. Aktion durchführte und sich dabei selbst wie gekreuzigt vor eine weiße Wand stellte und von Otto Muehl mit Blut beschütten ließ. Schwarzkogler und Nitsch, die sich auf der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt kennenlernten, waren künstlerisch wie freundschaftlich eng verbunden. Während Nitschs Fokus aber vorwiegend darauf lag, die Prozesshaftigkeit der jeweiligen performativen Handlung zu dokumentieren, war für Schwarzkogler von vornherein die fotografische Aufnahme respektive das Bild an sich, der Höhepunkt seiner aktionistischen Tätigkeit. In seiner ersten Aktion Hochzeit von 1965, inszenierte er mit farbig bemalten menschlichen Körpern, Tierkadavern und teils chirurgischen und technischen Objekten, rituelle Handlungen aus dem Alltag. Die Hochzeit war die einzige von Schwarzkoglers insgesamt sechs Aktionen, die je vor einem kleinen Publikum aus Freunden und Kolleg:innen aufgeführt wurde. All seine darauffolgenden Aktionen führte er nur noch vor Fotograf:innen durch.
Nach 1966 konzipierte Schwarzkogler nurmehr theoretische Konzepte, wie Das ästhetische Panorama, das er als Gesamtkunstwerk bezeichnete. In den Jahren 1968 und 1969 setzte sich der Künstler immer intensiver mit religiösen Lehren und Praktiken des Ostens auseinander. Darüberhinaus ersuchte er einen bewussteren Umgang mit körperlich-sinnlichen Erfahrungen und strebte nach Reinheit und Gesundheit. In diesem Zusammenhang betrieb er ohne ärztliche Aufsicht exzessive Fastenkuren, die ihn physisch wie psychisch stark belasteten.
Schwarzkogler zog sich immer mehr zurück und stellte die Problematik einer bestimmten Wirklichkeit, deren Erfahrung und Erfassung in Frage und thematisierte auf theoretischer Ebene die Grenzen zwischen Realität, Täuschung, Vision und Fantasie. 1969 verstarb er an den Folgen eines Sturzes aus dem Fenster seiner Wohnung.
Als 1972 im amerikanischen Magazin Time die Behauptung stand, der Künstler habe sich selbst kastriert und sei daran gestorben war aus dem toten Mann ein dunkler, böser Mythos geworden. Während Schwarzkogler in den USA als Märtyrer und Pionier der inszenierten Fotografie gefeiert wurde, geriet er in Österreich zunehmend in Vergessenheit. Er wurde nicht in einem Ehrengrab oder in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien, sondern in der privaten Grabstätte Nr. 76, Gruppe 10, auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Die Belegdauer ist seit Jahren erloschen, der Grabstein wurde entsorgt. Nichts in der eingeebneten Begräbnisstätte erinnert heute mehr daran.
Oe1 hat sich auf die Spuren von Rudolf Schwarzkogler begeben und dabei auch das WAM besucht.
Nachzuhören hier: https://oe1.orf.at/player/20240702/762824
Rudolf Schwarzkogler
1. Aktion Hochzeit, 6. Februar 1965 (Detail)
Wohnung Heinz und Franziska Cibulka
Kaiserstraße 16, 1070 Wien
Farbfotografien
mit: Anni Brus, Heinz Cibulka
Foto: Walter Kindler
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am WAM
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Februar 2025
Eröffnung: 13.02.2025, 18:30 Uhr
Ausstellung: 14.02.2025 – 27.07.2025
VIER AKTIONEN
Mit seiner zweiten Ausstellung geht das WAM in die Tiefe. Die Eröffnungs-Schau WAS IST WIENER AKTIONISMUS? hatte zunächst einen Überblick über die vielschichtigen Entwicklungen dieser Bewegung in den 1960er-Jahren geboten, bei der die einzelnen Aktionen jeweils nur mit exemplarischen Fotografien vorgestellt wurden. Nun beginnt unter dem Titel VIER AKTIONEN eine Ausstellungsreihe, die ausgewählte Aktionen mit sämtlichen verfügbaren historischen Materialien präsentiert. Auf diese Weise wird es erstmals möglich sein, das Geschehen bei den Aktionen in all seinem Detailreichtum nachzuvollziehen. Ziel der Ausstellung ist es, durch die präzise Beleuchtung einzelner Aktionen, der Rezeption des Wiener Aktionismus neue Perspektiven zu eröffnen.
Freitag, 14.02.2025, 17:00 Uhr
Otto Muehl, mama und papa, mit Pascal Zoss
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Samstag, 15.02.2025, 11:00 Uhr
Günter Brus, Silber, mit Roman Grabner
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Sonntag, 16.02.2025, 16:00 Uhr
Rudolf Schwarzkogler, 4. Aktion, mit Marcello Farabegoli
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Samstag, 22.02.2025, 11:00 Uhr
Hermann Nitsch, 3. Aktion, Fest des psychophysischen Naturalismus,
mit Julia Moebus-Puck
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Donnerstag, 27.02.2025, 17:00 Uhr
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung.
März 2025
Samstag, 01.03.2025, 11:00 Uhr
Hermann Nitsch, 3. Aktion, Fest des psychophysischen Naturalismus,
mit Julia Moebus-Puck
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Samstag, 01.03.2025, 16:00 Uhr
Günter Brus, Silber, mit Roman Grabner
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Sonntag, 02.03.2025, 16:00 Uhr
Rudolf Schwarzkogler, 4. Aktion, mit Marcello Farabegoli
Tauchen Sie ein in die Welt des Wiener Aktionismus, indem Sie die einzelnen Aktionen in all ihrem Detaillreichtum kennenlernen.
Samstag, 08.03.2025, 16:00 Uhr
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung.
Sonntag, 09.03.2025, 16:00 Uhr
Direktorin Julia Moebus-Puck gibt persönlich Einblick in die Entwicklung des Wiener Aktionismus.
Samstag, 15.03.2025, 16:00 Uhr
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung.
Sonntag, 16.03.2025, 16:00 Uhr
Direktorin Julia Moebus-Puck gibt persönlich Einblick in die Entwicklung des Wiener Aktionismus.
Samstag, 29.03.2025, 16:00 Uhr
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung.
Sonntag, 30.03.2025, 16:00 Uhr
Direktorin Julia Moebus-Puck gibt persönlich Einblick in die Entwicklung des Wiener Aktionismus.